Vertrauen schaffen (über die Finanzkrise)

von Rainer Trampert

Man sieht es uns vielleicht nicht so an, aber auch wir wollen das Vertrauen in die Finanzmärkte zurückgewinnen. Vertrauen ist gerade für Kinder sehr wichtig, die sich heute fragen: Die FDP will keine Erbschaftssteuern, aber ist überhaupt noch Erbmasse da? Dann die Schreckensmeldung im Handelsblatt: „Depressive Babys! Die Finanzkrise kommt im Kinderzimmer an.“ Man hat herausgefunden:

„Wer 1929 als Kind den Börsencrash und die große Depression erlebte, der hatte auch Jahrzehnte später kein richtiges Vertrauen in den Aktienmarkt entwickelt.“

Ist das nicht furchtbar? Woher soll das Kind sich das Grundvertrauen fürs Leben holen, wenn die Eltern seine Erbschaft verspielt haben? Bei Lehmann oder in Island!

„Nachdem Island die Ersparnisse der Briten eingefroren hat, darunter 5 Milliarden der britischen Polizei, Feuerwehr und Stadtverwaltungen, wendet Brown das Antiterrorgesetz an.“

Aber der kann Isländer doch nicht wie Taliban behandeln! Dass die ihre Trolle schützen, ist schon etwas verrückt, aber sonst spielen sie doch ganz normal Handball. Islands Staatschef sagt:

„Es war nicht besonders angenehm, als ich heute früh mitbekam, dass Terrorgesetze gegen uns angewandt werden.“

Islands Banken lockten mit 15 Prozent Zinsen. Jeder Idiot weiß: Das geht nicht mit rechten Dingen zu. Aber Polizei und Feuerwehr ... wollten auch mal, dass ihr Geld für sie arbeitet.

!!!„Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Ein heikler Spruch. Er ist derzeit trotzdem richtig.“

Warte noch, Heribert!

„Aber verträgliche Zustände werden erst dann einkehren, wenn gilt: Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser ...“

Du bist noch nicht dran! Entschuldigen Sie! Heribert Prantl von der Süddeutschen Zeitung redet immer dazwischen, weil er meint, er hat die Krisenlösung gefunden. - Wir schalten jetzt nach Bobingen, wo der Leiter der örtlichen Raiffeisenfiliale auf uns wartet. Guten Tag, Herr Fröchtenicht.

„Guten Tag! Am 12. November ist die Roy-Black-Matinee in der Singold-Halle. Roy Black ist in Bobingen geboren und liegt hier auch begraben ...“

Moment! Er hatte darum gebeten, die einzige Attraktion der

Stadt kurz ansprechen zu dürfen. Aber was wir von Ihnen wissen wollen: Wie sieht es mit dem Vertrauen Ihrer Kunden aus?

„Manche erkundigen sich dreimal am Tag nach ihrem Geld. Dienstag wollte ein Kunde sein Geld abheben und zu Hause in einem feuerfesten Metallbehälter einmauern.“

Was haben Sie ihm gesagt, um ihn zu beruhigen?

„Amerika ist Amerika! Bobingen ist Bobingen!

Sehr gut! Unsere Bad Banks haben auch nur 800 Mrden faule Papiere. Wie erklären Sie sich denn bei solchen Peanuts den Vertrauensverlust?

„Man kann mit 100 Grad kochen, auch mit 130 Grad. Aber wenn man den Schnellkochtopf auf 150 dreht, dann explodiert er. Und dann braucht man nicht nur einen neuen Topf, sondern muss die ganze Küche renovieren. Aber das ist nicht das Problem, sondern dass keiner mehr Schnellkochtöpfe kauft.“

Danke nach Bobingen. Leider fehlt die Zeit, um uns mit dem Sinn dieser Metapher zu beschäftigen. Wir gehen mit n-tv an die Börsen. Was ist an der Wallstreet los, Wolfram Meyer?

„Holla, die Waldfee, Annette! Das Kursmassaker geht weiter! Blutbad in Tokio! Blutbad in New York! 270 Milliarden weg! Wie viel Eis wir dafür kaufen könnten?“

Schätze, ganz schön viel!

„Das Blutbad trifft uns alle, sagt ein Broker. Schwester! Mutter! Bruder! Alle haben Millionen verloren!“

Manchmal trifft es halt die Richtigen.

„Beim japanischen Lebensversicherer Yamoto verlieren alle Sparer ihr Geld. Der Chef hat sich das Leben genommen. Ein Anleger droht nun an, die Bank in die Luft zu sprengen.“

Das wär doch mal was. - Friedhelm Busch, wie sieht es auf dem Frankfurter Börsen-Parkett aus?

„Guck’ nicht auf den Dax, Annette, da wird einem schlecht!“

Da müssen wir durch! Ist unser Job!

„Wir saßen lange da wie Ochsenfrösche, und dass es geplatzt ist, ist normal. Der Kapitalismus verbrennt sein Kapital!“

Genau! In 30 Jahren stiegen die Finanzanlagen um das 20-fache, die Realwerte nur um das 4-fache. Die Blase musste weg. Außerdem haben Unternehmer echtes Kapital verzockt und von Zeit zu Zeit bricht der Kapitalismus sowieso ein, meinte Marx, weil die Kapitalmasse der lebendigen Arbeit davonrennt. Dann muss jede Menge Kapital ausgemerzt werden, vor allem unrentables, damit das rentable überleben kann. Wie in der Natur! Josef Ackermann sagt:

„Der Wettstreit um den größten Anteil hat die Menschheit weiter gebracht.“

Noch mehr die Tierwelt. Aber wir wollen auch an die Verlierer der schöpferischen Zerstörung denken. Herr Piech und die Polizei durchsuchen die Wohnung von Herrn Wiedeking.

Und Börsenmaklern geht’s verdammt schlecht. Im Kino eben noch als Billy-The-Kid der Postmoderne gefeiert,

„stehen sie jetzt Schlange vor den Kirchen, die auf Schildern um Nachsicht bitten. Aufgrund des begrenzten Platzangebots wird auf die ‚Vergebung der Sünden’ in einer Stunde verwiesen.“

Macht es nicht Hoffnung, dass selbst hart gesottene Broker Reue empfinden. Heute wissen sie: Spekulativer Reichtum ist böse. Gut ist nur jener Reichtum, der auf redlicher Arbeit anderer beruht. Besonders schlimm sind ihre Panikängste.

„Bei Menschen, deren Lebensinhalt identisch mit der Gewinnmarge ist, schlägt der Crash sich eins zu eins in der Psyche nieder. Banker fühlen sich wie Verurteilte, die mit verbundenen Augen einem Exekutionskommando ausgeliefert wurden.“

Dagegen helfen nur nationale Notgemeinschaften. Heute wollen alle die Banken retten. Auch Attac. Attac sagt:

„Das Rettungspaket sollte an eine Sonderabgabe auf hohe Vermögen gekoppelt werden.“

Hätten wir gerne gemacht, meint Ackermann, aber Steinbrück habe von weiteren Werbegags abgeraten. - Wir schalten nun ins Parlament, wo die Parteien sich zu einer Notgemeinschaft vereinen. Von dort berichten Reporter der Süddeutschen, die immer auf Seite 3 üben dürfen.

„Angela Merkel schaut viel geradeaus an diesem Morgen.“

Tut sie das nicht immer?

„Ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie wach ist, aber wohl nicht wirklich ausgeschlafen.“

Hört sich nicht gut an!

„Immer wieder fällt ihr Blick auf die ersten Reihen, wobei der Blick durch die Damen und Herren durchzugehen scheint.“

Grinst sie auffällig?

„Sie wirkt so aufgerüttelt, als habe man ihr einen Wecker ans Ohr gehalten. “

Da soll man wohl geradeaus gucken! – Sag mal, der Kauder spricht gerade!

„So wie es 1990 um die Sicherheit eines wiedervereinigten Deutschlands gegangen ist, so geht es heute darum, unser Wirtschaftssystem und unser Gesellschaftssystem zu retten.“

Die Wiedervereinigung hat uns schon glücklich gemacht, wie viel Freude bereitet da erst die Rettung des Wirtschafts-Systems. Ein System der Freiheit. Du darfst mit allem handeln. Nicht nur mit Menschen, auch mit wertlosen Krediten! - Was sagt Wiefelspütz von der SPD?

„Dies ist ein ungleich tieferer Einschnitt für uns alle als die Terroranschläge am 11. September. Mit einem gewaltigen Unterschied. Diesmal gibt es keine Bilder. Man kann nichts sehen.“

Natürlich ist der Einschnitt tiefer, wenn man Geld verliert und nicht nur sein Leben, vor allem dann, wenn es davon keine Bilder gibt. Und was sagt der Mann vom DGB?

„Banker sollten wieder wie ehrbare Kaufleute handeln!“

Nee! Kaufmann ist Kaufmann! Verlang’ mal vom Hamster die Negation des Laufrades. – Die FAZ war sich so sicher, dass der Markt alles regelt.

„Regulierung! Das Wort hatte bis vor kurzem noch einen üblen Klang, etwa wie Strangulierung.“

Doch plötzlich sagt ihr Freund Josef Ackermann:

„Wir müssen erkennen, dass Märkte versagt haben, und

wenn der Markt versagt, muss der Staat intervenieren.“

Der Herrgott hat versagt! Die FAZ fällt in eine Sinnkrise,

blickt verzweifelt nach Amerika und resigniert.

„Radikale Marktideologen rufen überall nach Verstaatlichung – auch in den USA. Weltweit schlägt die Stunde des Staates.“

Die Staaten verschulden sich beim Finanzsystem, um das Finanzsystem zu retten, und nach Hartz I bis IV gibt es ab 2010 Steinbrück I bis X.

!!!„Der Krug geht nur so lange zum Brunnen, bis er bricht.“

Warte noch, Heribert!

„Sie wollten den Staat ganz klein schrumpfen – so klein, dass sie ihn in der Badewanne ersäufen können ...“

Du bist noch nicht dran!

„Nun ist der Wasserhahn abgedreht, das Badezimmer zugesperrt!“

Dann ist doch gut!

„Nun träumen die Badewannen-Mörder von einem starken Staat! Aber der Staat ist von der moribunden Finanzwirtschaft nur als nützlicher Idiot gefragt.“

Ja! Der Staat ist auch Reparaturbetrieb!

„Aus Staatsverspottung ist Staatsvergottung geworden.“

Nein! Nur linke Theoretiker, die dachten, die Globalisierung habe die Nationalstaaten aufgelöst, müssen jetzt, wenn sie handelnde Staaten sehen, an göttliche Erscheinungen glauben. - Den Staat brauchen wir noch, sagt die FAZ.

„Das Beben an den Finanzmärkten führt zu einer tektonischen Verschiebung der Machtverhältnisse auf der Welt, mit Risiken und Chancen für Europa.“

Yin und Yang! Wer die USA beerben will, braucht einen starken Staat, denn die Vereinigten Staaten schlafen nicht.

„China hat 500 bis 600 Milliarden Dollar verloren. Kaum besser geht es Russland und den Golfstaaten, die ihre Öl- und Gaserlöse in Dollar angelegt haben.“

Die USA haben 1000 Mrden Schulden beseitigt. Dabei geht Vertrauen flöten. Dafür gibt’s Obama. - Aber wer ist schuld an dem Ganzen? Die Süddeutsche schreibt geheimnisvoll:

„Ist er der Teufel persönlich? 82 Jahre alt. In New York geboren. Eigentlich wollte er Musiker werden, lernte Klarinette,

dann zog das Geld ihn magisch an. Sein Name:

„Alan Greenspan!“

Wieder der Jude?

„Es besteht kein Zweifel, dass Alan Greenspan die globale Finanzkrise auf dem Gewissen hat!

Weil der Kapitalismus von Haus aus ja keine Krisen kennt.

„Greenspan, der ewige Optimist, hat die Krise erfunden!“

Der ewige ... Optimist. Heribert, deine Zeitung hat den Schuldigen gefunden, sie verschweigt uns aber die Lösung!

„Friedrich Hebbel hat das in seinem Trauerspiel ‚Demetrius’ so beschrieben: ‚Wer damit anfängt, dass er allen traut, wird damit enden, dass er jeden für einen Schurken hält ...“

Hör’ auf zu schwafeln! Sag uns endlich, wie du die Krise lösen willst.

„Die Fernsehsender könnten die elektronischen Laufbänder abschalten, die in Endlosschleife auf dem Bildschirm Börsenkurse einblenden!“

Wir schalten einfach die Endlosschleife ab! Aber das wird nicht genügen! Wir müssen uns auch vom raffenden Kapital lossagen und uns dem schaffenden zuwenden. Statt unser Geld arbeiten zu lassen, sollten wir lieber selber arbeiten – 10 Stunden am Tag, bis wir 70 sind. Das bringt wieder echten Mehrwert in die Kasse. Ich sage klar: Wir wollen keinen Turbokapitalismus, sondern Kapitalismus! Deshalb schließen Sie sich unserer neuen Bewegung an: ‚Kein Geld für Afrika! - Spendet für die heimische Automobilindustrie.’ Vielen Dank!