Globalisierung

Fremdenhass und identitärer Wahn - Vortrag auf dem Kongress „Stolz und Vorurteil“ am 6.12. und 7.12.2019 im Münchener Gewerkschaftshaus

 

Der Titel müsste eigentlich „der Anteil der kapitalistischen Verhältnisse am Fremdenhass, am identitären Wahn und an der Kaputtwerdung des Menschen“ heißen. Ich habe für meinen Vortrag folgende Zwischenüberschriften gewählt: „Die große Regression“, „die neue Weltlage“, „der Konflikt zwischen kapitalistischer Moderne und Regression“, „der Anteil der Verhältnisse am Fremdenhass und an der  Bereitschaft, sich zu ruinieren“, „der Anteil von Linken an der Dummwerdung des Menschen“ und „Schlussbemerkungen“.

 

Die Geister des Faschismus

 

Europa wird von einer Regression mit faschistischen Dispositionen heimgesucht. Sie fällt nicht zufällig zusammen mit der ausklingenden Dominanz des Westens, der starken Migration sowie den Niederlagen und Deformationen von Befreiungsvisionen, wegen derer das Korrektiv fehlt, welches Ressentiments und autoritäre Führungen aufhalten könnte.

 

Donald Trump: Die Auflösung des Westens, das Ende der Globalisierung und die deutsche Atombombe

Das kommt dabei heraus, wenn das Proletariat im Rostgürtel, das Fremde verabscheut und wieder „Neger“ sagen will, im Einvernehmen mit Bibeltreuen, Nationalkeynesianern, Teaparty-Republikanern, dem Ku-Klux-Klan und der faschistischen Alt-Right-Bewegung, allesamt irrtümlich als Abgehängte tituliert, einem narzisstisch gestörten Raufbold die Präsidentschaft der größten Wirtschafts- und Militärmacht der Welt überträgt - mit dem Auftrag, die Globalisierung zu beenden und Fremde zu vertreiben.

10 Jahre Wiedervereinigung: Wie das demoralisierte Bewusstsein auch die Linke erfasste

Die vereinte Nation gab der Demoralisierung des Bewusstseins einen Schub, aber vieles von dem, was Linken die Revolution und das eigene Leben schwer macht, war vorher da: Der falsche Glaube an das Soziale im Markt; das integrierte Denken, das auf die Gnade des Herrn und das Gelingen des Ganzen verpflichtet ist; der stete Angriff auf das "Anspruchsdenken" der 68er und die Müdigkeit von Ex-Revoluzzern, die nun als Kronzeugen immerfort Tabubrüche beisteuerten. Dazu kam die große Gehirnwäsche. Der Ruin des Ostblocks, weniger sein unsympathisches Gesicht, suggerierte dem Wuppertaler, in einem guten Kaufhaus zu leben. Fleiß und Unterwerfung schienen sich gelohnt zu haben, sonst würde der gesamte Osten doch nicht um seine Zustände betteln. Der Markt-Darwinismus, der die Auslese von Siegern und Verlierern in permanenter Konkurrenz unter Staaten, Firmen und Menschen regelt, setzte sich totalitär in die Köpfe. Der Markt war nun nicht mehr nur die beste aller schlechten Welten, sondern die einzige Welt.

Globalisierung abonnieren