Euro-Krise

Die linke Endzeittheorie

In der Krise kommen Endzeitvisionen besser an als in der Prosperität, obwohl sie auch dann Spannung in den tristen Alltag bringen. Hier geht es nicht um Nostradamus, sondern um die linke Version des eigengesetzlichen Systemuntergangs, abgeleitet aus der Werttheorie, die der Weissagung den Anstrich von Ingenieurswissen gibt, so wie Astrologen die Zukunft mit Zirkel und Zollstock an den Abständen der Gestirne messen. Rosa Luxemburg war eine frühe Verfechterin der Endzeittheorie. Sie schrieb in der „Leipziger Volkszeitung“ (13. März 1899): „Mit der Aufteilung und Verschlingung Asiens“ bleibe dem Kapitalismus „kein neues Gebiet zur Eroberung übrig, die Welt wird dann wirklich verteilt sein“. Die „hoch entwickelte Großindustrie“ fände „keinen Abflusskanal“ mehr. Sobald „der ganze Erdball vom Kapitalismus umspannt ist“, werde „der Kapitalismus (...) am Ende seines Lateins angelangt sein“.

Deutsche Hegemonie in Europa

Auf dem Höhepunkt seines Einflusses in Europa droht Deutschland das Objekt seiner Macht abhanden zu kommen ... Die neue deutsche Ideologie besteht in der Diffamierung von europäischen Kulturen, die dem Kapitalismus Leben abtrotzen wollen ... Sarrazin und Dohnanyi müssten nach ökonomischen Kriterien zuerst Ostdeutschland aus der Euro-Zone werfen. Dieser immanent logische Gedanke wird wegen völkischer Verwirrung aber verworfen.

Kahlfraß

Europa fault auf hohem Niveau und Deutschlands Exportwirtschaft setzt verstärkt auf außereuropäische Märkte. Aber Europa siecht nicht einträchtig dahin, es bricht förmlich auseinander.

In dem Heimatfilm „Und ewig singen die Wälder“ sammelt der rücksichtslos tatkräftige Dag Björndal (Gert Fröbe) so lange Schuldscheine der Waldbauern und des benachbarten Edelmannes („der muss mit Bärenmilch gesäugt worden sein“), bis er alle in der Hand hat. Er kann nun über sie herrschen - gnädig oder grausam, wie es ihm beliebt. Nicht viel anders geht es zwischen Nationen zu.

Euro-Krise: Zwischen Weltmacht und Zerfall

Eine Analyse der Euro-Krise: Die neue Bewegung der Retroromantiker – Das Großkapital - Was wäre, wenn Griechenland zur Drachme und Deutschland zur DM zurückkehrte? - Die Haftungs- und Inflationsrisiken – Die Entwicklung von Disparitäten im Kapitalismus - Der Zentrum- Peripherie-Konflikt – Deutschland steht am Scheideweg wie Ende der 60-er Jahre mit der Neuen Ostpolitik

Krise und Aufschwung, geopolitische Neuordnung und industrielle Revolution

(erschienen in dem konkret-Buch „No way out? – 14 Versuche, die gegenwärtige Finanz- und Wirtschaftskrise zu verstehen“)

„No way out?“ Der Kapitalismus wird nicht an inneren Widersprüchen zugrunde gehen, schon gar nicht an der Finanzblase, die sich aufbläht und platzt und dabei – durchaus ökologisch – nutzloses Geldkapital beseitigt, das im Wirtschaftskreislauf eine Hyperinflation auslösen würde. Der Kapitalismus kann nur, wie obsolet gewordene Gesellschaften früher, an einem Bewußtsein scheitern, das ihn beseitigen will, um egalitäre und solidarische Produktions- und Lebensverhältnisse, die allseitige Entwicklung der menschlichen Fähigkeiten und Bedürfnisse - letztlich den autonomen Menschen - zu ermöglichen. Durch den Kommunismus also, der, an der ursprünglichen Idee anknüpfend, erster Kritiker der in seinem Namen im 20. Jahrhundert installierten Zwangsherrschaften zu sein hätte.

Das Problem heißt Deutschland

Wenn die EU in der Krise ist, trägt Deutschland daran nicht unerheblich Schuld. Der Euro war nie ein antinationales Projekt.

Zuchtmeister Deutschland

An Griechenland wird experimentiert, wie viel Diktat und Disziplinierung sich die Peripherie von den Mächten Kerneuropas gefallen läßt – allen voran von Deutschland. Doch die deutschen Bild-Leser, die heute den Griechen alles nehmen wollen, ahnen noch nicht, was noch auf sie zukommen wird, wenn 2011 die sogenannte Schuldenbremse greift.

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