Die linke Endzeittheorie
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In der Krise kommen Endzeitvisionen besser an als in der Prosperität, obwohl sie auch dann Spannung in den tristen Alltag bringen. Hier geht es nicht um Nostradamus, sondern um die linke Version des eigengesetzlichen Systemuntergangs, abgeleitet aus der Werttheorie, die der Weissagung den Anstrich von Ingenieurswissen gibt, so wie Astrologen die Zukunft mit Zirkel und Zollstock an den Abständen der Gestirne messen. Rosa Luxemburg war eine frühe Verfechterin der Endzeittheorie. Sie schrieb in der „Leipziger Volkszeitung“ (13. März 1899): „Mit der Aufteilung und Verschlingung Asiens“ bleibe dem Kapitalismus „kein neues Gebiet zur Eroberung übrig, die Welt wird dann wirklich verteilt sein“. Die „hoch entwickelte Großindustrie“ fände „keinen Abflusskanal“ mehr. Sobald „der ganze Erdball vom Kapitalismus umspannt ist“, werde „der Kapitalismus (...) am Ende seines Lateins angelangt sein“.
Den Untergang der kapitalistischen Reproduktion mit dem Widerspruch zwischen der Expansion der Produktionssphäre und der beschränkten Konsumtionsfähigkeit der Märkte zu begründen war unlogisch, weil die Expansion der Kapitalproduktion von sich aus die Märkte erweitert - durch Löhne und Nachfrage nach Maschinen, Transporten und Rohstoffen. Außerdem läßt die kapitalistische Wertproduktion sich nicht geografisch einhegen. Sie kann sich in einem Raum vertausendfachen oder das aufgetürmte Kapital vernichten und von vorne beginnen. Die Marktwirtschaft ist so flexibel, dass sie durch die von ihr angeheizte Erderwärmung Länder überflutet und sich gleichzeitig als Instandsetzungsbetrieb anbietet, der den Niederlanden schwimmende Städte liefert und in Bangladesch Millionen den Fluten überläßt.
Die modernen Endzeittheoretiker übertreffen den fatalistischen Objektivitsmus der Luxemburg fast noch. Heute soll das „warenproduzierende Weltsystem“, wie es Artikeln in „Konkret“ zu entnehmen ist, „definitiv“, also ein für allemal, „gestürzt“ sein. Aus! Wenn es trotzdem produziert als sei nichts gewesen, sei das keine „selbsttragende Mehrwerterzeugung“, sondern eine Fiktion, eine vom Finanzsystem induzierte „fiktive Veranstaltung“. Denn das „Zeitalter des fiktiven Kapitals“ sei angebrochen, in dem „die Akkumulation von fiktivem Kapital an den Finanzmärkten zum zentralen Motor der kapitalistischen Dynamik geworden ist“. Hohe Schulden sollen beweisen, daß die „zukünftige Mehrwertschöpfung“ auf eine Art und Weise „verpfändet“ sei, „die es bisher in der Geschichte des Kapitalismus nicht gegeben hat“
Die Fiktion immunisiert die Theorie. Ich stehe vor einem Staudamm und neben mir sagt ein linker Okkultist: Der ist nur eine Fiktion, weil er noch nicht abbezahlt ist. Als Folge des Zusammenbruchs „der kapitalistischen Gesellschaftsformation – also der Verwertung von Arbeitskraft in nennenswertem Ausmaß“ spielen die Menschen angeblich überall verrückt. Flüchtlinge aus Somalia, „die Riots“, „der extremistische Islamismus“, „der europäische Rechtsextremismus“, die armen Griechen und andere Lebewesen irren umher und ganze Staaten mutieren zu „verwildernden Attrappen“, weil der Kapitalismus „mittels permanenter Produktivitätsfortschritte sich seiner eigenen Substanz – der wertbildenden Arbeit – entledigt“ habe. Abbruch
Menschen leiden nicht, so lautet die politische Botschaft, weil sie vom Kapitalismus ausgebeutet werden, sondern weil er sie nicht ausbeutet. Warum springen Apple-Arbeiter in China aus den Fenstern? Der Gedanke, daß man Jugendliche von der Straße holen müsse und alles in Unordnung gerate, wenn der Kapitalismus sich nicht profitabel reproduziert, wird auch an bürgerlichen Ökonomieschulen gelehrt. Eine emanzipatorische Perspektive geht davon nicht aus. Was war in Zeiten der Vollbeschäftigung? In den USA fiel die industrielle Blütezeit mit dem Wilden Westen zusammen. In der Epoche von 1850 bis 1913, in die der Sezessionskrieg, die Schießereien der Desperados, die Ermordung der Indianer, die Gründung des Ku-Klux-Klan (1865) fielen, stieg der Anteil der USA an der Welt-Industrieproduktion von 21 auf 50 Prozent, wurden die USA also Wirtschaftsmacht Nummer eins. Die deutsche Moderne hatte Vollbeschäftigung und die höchsten Zuwächse, als 26 Prozent aller Arbeitskräfte Sklaven- und Zwangsarbeiter waren und beispiellos gemordet wurde. Als in den 1950er Jahren Islamisten in Algerien und Marokko Juden und Franzosen zu Hauf ermordeten und die französischen Legionäre jeden zehnten Algerier, etwa eine Million, töteten, herrschte Vollbeschäftigung. Dagegen sind Libyen, Ägypten und Tunesien heute Ruhezonen.
Die Endzeittheorie gibt der Realität keine Chance. Einer schreibt: „Historisch ohne Beispiel etwa ist die Deindustrialisierung ganzer Volkswirtschaften – wie die Großbritanniens unter Margaret Thatcher.“ Er hätte auch schreiben können: „Historisch ohne Beispiel etwa ist der industrielle Aufschwung ganzer Volkswirtschaften von Asien bis Südamerika.“ Sei es der eurozentristische Blick (in Europa ist der Kapitalismus nicht am Ende, aber er dümpelt vor sich hin) oder die Liebe zu einer Theorie, der man sich nun einmal verschrieben hat, diese Theorie reflektiert die Welt nicht so wie sie ist.
Die gegenwärtige Krise unterscheidet sich von der Depression nach 1929 u.a. dadurch, daß sie keine Weltwirtschaftskrise ist. Nur der demokratisch verfaßte und mit leidlichen Sozialsystemen ausgestattete traditionelle Kapitalismus in den USA, Europa und Japan durchläuft eine Krise, während die halbe Welt sich auf den Weg der kolossalsten Industrialisierung aller Zeiten begeben hat: China, Brasilien, Indien, Südkorea, Singapur, Taiwan, Malaysia, Saudi Arabien, Türkei, Indonesien, Mexiko, Südafrika. Die Epoche, in der die reichen Imperien die armen Länder so ausnahmen, daß die Ausbeutung die strategische Ausbeutbarkeit einengte, ist einer Epoche gewichen, in der Schwellenländer ihre Industrialisierung vorantreiben und Gläubiger der „Ersten Welt“ sind. Während der Kapitalismus in der „Dritten Welt“ früher Ländereien und Berge ausplünderte, bringt er heute eine Milliarde Menschen zusätzlich in die Mehrwertproduktion und schafft neue Industriegebiete, die mit den alten Zentren konkurrieren. VW betreibt in China zwölf Automobilwerke und plant weitere acht. Nicht de jure, aber de facto ist VW heute zur Hälfte ein chinesischer Konzern.
Europa ist das Krisengebiet des Weltkapitalismus, die USA sanieren sich mit Hilfe der Halbierung der Energiekosten („Fracking“) und einer militärischen Auszeit, ein Teil der übrigen Welt entfachte derweil einen Anstieg der Warenproduktion, der den Containerumschlag in zwölf Jahren auf 600 Millionen Stück im Jahr verdreifachte. Durch die ungleiche Entwicklung verschieben sich die politischen Gewichte dramatisch. Imperialismus ist kein Privileg der USA und der europäischen Kolonialmächte mehr, der Westen wird seine seit 500 Jahren dauernde Vorherrschaft verlieren, zumindest mit anderen Mächten, vor allem mit China, teilen müssen. China platzt aus den Nähten wie die USA und Deutschland vor 1914 – nur viel schneller. In den vier Krisenjahren 2007 bis 2011, in denen der Westen in den Abgrund blickte, wurde in Asien ein — gemessen an der Wirtschaftsleistung — zusätzliches Deutschland geschaffen. In den zehn Jahren von 1999 bis 2009, in die 2008 die Lehman-Pleite fiel, wuchs die Wirtschaftsleistung in Deutschland um insgesamt 8,6 Prozent, in Italien um 5,2 Prozent, in den USA um 19,3, in Japan um 7,3 Prozent, in China aber um unbeschreibliche 166 Prozent, in Indien um 93,8, Indonesien um 65, Südkorea um 53,6, Türkei um 43,2, Taiwan um 39,4 und Brasilien um 38,5 Prozent.
Daß die Industrialisierung nicht echt sei, weil sie auf Pump betrieben wird, ist die Sicht des Buchhalters. Jede Neuerung geschah auf Kredit und stets war die Tilgung abhängig von künftigen Einnahmen oder vom Schuldenerlaß, dem spiegelbildlich die Vernichtung von Gläubigervermögen gegenüber steht. Das Dritte Reich modernisierte seine Industrie durch Sklaven- und Zwangsarbeiter sowie eine Staatsverschuldung, die 1943/44 auf 450 Milliarden Reichsmark oder 500 Prozent der Jahreswirtschaftsleistung angewachsen war. Heute sind 60 Prozent krisenverdächtig. Durch die Währungsreform wurden aus 450 Milliarden RM über Nacht 22,5 Milliarden DM und auf der Konferenz zur Wiederherstellung der westdeutschen Kreditfähigkeit (1951) wurden die Schulden noch einmal halbiert. Einschließlich der Kredite aus dem Marshallplan verblieben 15,6 Milliarden DM – zahlbar aus „Exportüberschüssen“. 1948 standen in Westdeutschland jedoch 14 Prozent mehr Industrieanlagen als 1935, ein Drittel davon waren nagelneue. Die Schulden waren verschwunden, aber den industriellen Vorsprung konnten die anderen Europäer nie aufholen. Was lehrt uns das? Die Industrie war trotz der Verschuldung nicht fiktiv, sondern real, so wie ein in China auf Kredit gebauter Staudamm nach einer Währungsreform ein Staudamm bleibt, der jede Menge Strom erzeugt.
Dem warenproduzierenden Modell steht eine große Zukunft bevor, sollte das gesellschaftliche Bewußtsein es nicht stürzen. Drei Milliarden Menschen warten auf ihr erstes Auto, Russland auf die Erschließung der Tundra und Eismeere, die Sahara soll industrialisiert werden, um Europa mit Energie zu versorgen, dafür muß der halbe Erdball nach Rohstoffen umgegraben werden, die Wohnungen werden in High-Tech-Fabriken umgewandelt, Kids warten auf die nächst Smart- und Mac-Dingsbums-Generation, die Küstengewässer auf Windparks, Äcker und Wiesen auf Industriepflanzen, Energiespeicher und Strom-Autobahnen, daneben müssen allein in Deutschland immerfort über fünfzig Millionen Pkw ersetzt werden. Der Kapitalismus ist nicht verlegen darum, neue Dinge zu erfinden. Und wenn er das alte Auto wegwirft und die Welt mit der E-Mobilität beglückt oder Hausdächer zu Energiefabriken umbaut. Für das alles benötigt der Kapitalismus mehr Arbeitskräfte. Die chinesische Führung plant für die nächsten zehn Jahre, 250 Millionen vom Land in die Urbanität zu versetzen. Viele Konflikte beruhen auf der Dialektik von wachsender Moderne und religiöser Regression (Türkei) sowie mangelnder Partizipation am Zugewinn (Brasilien, China).
Der Kapitalismus hat nie versprochen, alle Menschen zu beschäftigen. Als die Fritz-Walter-Mannschaft 1954 Fußball-Weltmeister wurde, waren Millionen Frauen, die heute Mehrwert herstellen, unbezahltes, heimisches Betreuungspersonal. Karl Marx analysierte den Kapitalismus auf der Basis des englischen Zensus von 1861. Damals waren von acht Millionen Arbeitskräften 21 Prozent in der Industrie beschäftigt (Textil, Bergwerk, Metallwerke, moderne Industrien wie Gaswerke, Apparate, Photografie, Telegrafie, Dampfschiffdienst, Eisenbahn), 14 Prozent im Ackerbau, 15 Prozent als Hausbedienstete, 50 Prozent waren beim Staat beschäftigt (Beamte, Angestellte, Soldaten). Heute sind in China 48 Prozent und in Deutschland 25 Prozent Industriearbeitskräfte. In Wahrheit mehr, weil industrienahe Dienstleistungen (Werkstätten, Transporte etc.) im 19. Jahrhundert als Industriearbeit gezählt wurden.
Wenn der Kapitalismus in seinen alten Zentren stagniert und in Schwellenländern wächst, lautet die spannende Frage, worin beide sich unterscheiden. Und da fällt tatsächlich zuerst die hohe organische Zusammensetzung des Kapitals (das stärkere Wachstum des toten Kapitals – Produktionsmittel - im Verhältnis zu den Kosten der sie beseelenden Arbeitskräfte) in den hoch kapitalisierten Krisenzonen auf, die nach Marx den tendenziellen Fall der Profitrate impliziert. Die Empirie scheint zu bestätigen, daß ein großer Kapitalblock sich schlechter versilbert als ein kleiner. Die jährliche Wirtschaftsleistung der BRD wuchs von 1950 bis 1960 um 8,2 Prozent, von 1960 bis 1970 um 4,4, von 1970 bis 1980 um 2,9, von 1980 bis 1990 um 2,6, in der Epoche von 1990 bis 2000 im wiedervereinigten Deutschland um 1,6 und von 2000 bis 2010 nur noch um 0,9 Prozent. Gleichzeitig stieg der Kapitalwert in astronomische Höhen. Der Anstieg der Wirtschaftsleistung schrumpfte mit dem Anwachsen der organischen Zusammensetzung des Kapitals. Im Gegensatz dazu schoß die Wirtschaftsleistung in Ländern, in denen eine ständig steigende Zahl von Mehrwert produzierenden Erwerbstätigen (nicht weniger!) eine im Durchschnitt geringere Kapitalmasse bewegte, zweistellig in die Höhe. Der hohe Grad der Kapitalbildung scheint die Reproduktion zu lähmen, ohne die Arbeitskraft überflüssig zu machen und ohne auf sein Ende zuzusteuern, weil der Kapitalismus seine Kapitalstruktur permanent korrigiert.
Marx sah im Fall der Profitrate das „Mysterium, um dessen Lösung sich die ganze politische Ökonomie (...) dreht“. Auch bürgerliche Ökonomen leugnen den Zusammenhang nicht. Stefan Kooths vom Institut für Weltwirtschaft an der Uni Kiel, analysiert etwa, daß „Kapital aus dem hochkapitalisierten Deutschland netto in den Rest der Welt (fließt), wo die Pro-Kopf-Kapitalausstattung im Schnitt geringer“, die organische Zusammensetzung also niedriger ist. Marx zählte aber auch die gegenläufigen Tendenzen auf, die es an sich hätten, die Profitrate zu sanieren. Die Technik ersetzt nicht nur Arbeitskraft, sondern steigert die Arbeitsproduktivität und senkt Kapitalkosten. Durch die Erschließung von Kapital niederer organischer Zusammensetzung im Ausland wird die Kapitalrelation günstiger. Die Ausdehnung der Produktion und die Steigerung der Mehrwertmasse, die aus den Arbeitskräften herausgepreßt wird, kompensieren die sinkende Profitrate. Der Kapitalismus vernichtet unproduktives Kapital und steigert die Mehrwertrate durch die Senkung der Löhne und Lohnnebenkosten sowie durch die Verlängerung der unbezahlten Arbeitszeit. Der absolute Profit wird durch Zukauf von Profitmasse anderer Firmen gesteigert (Kapitalkonzentration). So wird der vorhandene Mehrwert auf weniger Firmen konzentriert und als Profitsteigerung wahrgenommen, obwohl kein neuer Profit entstanden ist. Er läßt sich steigern durch den Mehrwertimport aus dem Ausland sowie die Errichtung von Produktionsstätten im Ausland. Der Kapitalexport, der Import kostengünstiger Arbeitskräfte und die Verteilung der Fertigungsstufen auf mehrere Länder senken die variablen Kosten.
Der Kapitalismus steigert weltweit seine Reproduktionskraft, während das Zentrumskapital sich auf die Suche nach profitablen Anlagemöglichkeiten begibt und vielfältige Sanierungen einleitet (Schröders Agenda 2010). Netto fließen rund 180 Milliarden Euro im Jahr aus Deutschland ins profitablere Ausland ab. Dem inländischen Kapital mehr Binnennachfrage ans Herz zu legen, wie es Keynesianer tun, übersieht, daß es einen Grund für die mangelnde Kapitalbildung gibt. Offensichtlich ist die Beschäftigung nicht profitabel. Nachfrage hebt den Mangel an Mehrwert (Profit) nicht auf. Sie schafft Umsatz, aber keinen Mehrwert. Produziert ein Betrieb mit Verlust, erhöht die Nachfragesteigerung die Verlustmasse. Ablesbar ist dieses Dilemma an den Geldsummen, die die EZB in den Bankensektor pumpt, für die die Banken aber kaum Abnehmer finden.
Die sinkende Profitrate ist aber nur eine Ursache der Stagnation. Nicht nur der erzeugte Mehrwert zählt, sondern vor allem der beim Kapital nach Abzug der Steuern und Sozialtransfers verbleibende. Im demokratisch verwalteten Kapitalismus entfällt fast die Hälfte des Konsums auf Menschen, die selbst keinen Wert für den Kapitalbetrieb herstellen. Der Kapitalismus müsse sich „seinen Opfern widmen, damit sie stillhalten“, schrieb Paul Mattick, „aber das System wird diese Verluste nur tragen“, wenn die Produktivität genug Wert für die Kapitalakkumulation abwerfe. Werden die Profite „von den Kosten der Erhaltung der nicht-produktiven Bevölkerung aufgezehrt“, höre „das Kapital auf, als Kapital zu fungieren“. Demzufolge wäre der frühere Tod aller Rentner, Arbeitslosen und Kranken aus marktwirtschaftlicher Sicht ein Gewinn. Anders: Wenn die Alten der Familienhaftung überlassen werden könnten, wie heute in China, läge die Profitmasse des in Deutschland ansässigen Kapitals um mehrere hundert Milliarden Euro höher. Es bleibt daher offen, ob die Stagnation mehr dem mangelnden Mehrwert oder mehr dem erkämpften Sozialsystem oder beiden anzulasten ist.
Zuguterletzt: Die Bedeutung der Werttheorie liegt nicht in der okkultistischen Weissagung des Zusammenbruchs. Ihr Sinn liegt in dem Nachweis, daß und warum der Mensch um sein Leben betrogen wird und das System aus diesem Grund beseitigt gehört, gleichgültig, ob es sich gerade besser, schlechter oder gar nicht reproduziert. Die Werttheorie hat ihren Sinn in der Vermittlung der Einsicht, daß die gesellschaftliche Wertproduktion den Menschen Zeit und Lebenskraft raubt, und, daß die Marktwirtschaft kein Naturgesetz ist, sondern eine historische Form des gesellschaftlichen Austauschverhältnisses mit der Natur, die sich ersetzen ließe. Dagegen ist der Endzeit-Alarmismus ein kokettes Spiel. Die Endzeit gibt es ohnehin nur, wenn das Bewußtsein neue Verhältnisse anstrebt und bereit ist, für sie zu kämpfen. Sonst wird der Kapitalismus nach jedem Bankrott weitermachen.
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Der Artikel erschien in „Konkret“ Juli 2014